Die letzten 17 Monate waren die anstrengendsten und zugleich transformierendsten meines Lebens. Ich habe unbewusst ein Ticket direkt in die Hölle gebucht und glücklicherweise dort, mitten im Fegefeuer stehend, auch ein Ticket gefunden, welches mich nun auf neuen, frisch polierten Schwingen mit einem wundervollen neuen Federkleid emporfliegen und etwas Neues entstehen lässt. Eine Geschichte von Demut, Selbstliebe und dem Kampf zurück ins Leben!

Als Erfahrungssammlerin ziehe ich seit vielen Jahren durch diese Inkarnation und mache dabei viele unglaubliche, außergewöhnliche und magische Erfahrungen, die ich in meinem Herzen trage und die mich Tag für Tag bereichern, mein Herz erfreuen und mich letztlich zu dem Menschen geformt haben, der ich heute bin.

Jetzt ist es an der Zeit, dem Ruf meines Herzens zu folgen und diese Erfahrungen mit euch wundervollen Seelen da draußen zu teilen. Nehmt euch davon, was auch immer euch inspirieren mag, lasst euch berühren von mir, von meinen Erfahrungen oder einfach von der Art wie sich meine Seele zum Ausdruck bringt.

Es ist der 13. Oktober, der Tag vor meinem 38. Geburtstag, welchen ich ganz anders verbringen werde als geplant. Nämlich alleine, ohne einen Plan zu haben, was ich mit diesem Tag anfangen soll. Werde ich arbeiten, so wie heute und hier sitzen und schreiben oder zum Strand fahren und mir den Wind um die Ohren pusten lassen? Die ehrliche Antwort darauf ist: Ich habe keinen blassen Schimmer, was ich tun werde!

Was ich jedoch weiß ist, dass ich vor nicht einmal drei Monaten hier saß und meinen Lebensmut verloren hatte. Nicht nur ihn, nein – es war noch viel mehr. Und von genau dieser Erfahrung, dem Weg in den Abgrund und auch von dem Flug des Phoenix aus der Asche, dessen Kopf sich gen Himmel streckt und dessen Schwanzfedern noch im Feuer brennen, möchte ich euch an dieser Stelle berichten.

Mein Leben der vergangenen 21 Monate gleicht einem Parabelflug, welcher nur leider nicht wieder heil auf dem Boden gelandet ist, sondern mit Karacho auf dem Boden aufgeprallt ist. Im Dezember 2016 katapultierte ich mich mit meinem kleinen Moraya-Raumschiff in eine mir bislang verwehrt gebliebene ekstatische Umlaufbahn. Ich war der glücklichste Mensch auf dieser Erde, hatte ich doch endlich das gefunden, wonach sich mein Herz schon immer gesehnt hat.

Der erste Höhenflug ging nach circa zwei bis drei Monaten in das erste Parabelmanöver nach unten und ich erfuhr eine Art Schwerelosigkeit, hatte keinen Boden mehr unter den Füßen und glaubte zu schweben im negativen Sinne, die Endorphine trugen mich jedoch unbekümmert durch diesen ersten Absturz hindurch. Schließlich fühlt man sich wie auf Drogen, wenn man erst einmal in diesem Tempo gen pures Glück geflogen ist, wie in der Zeit zuvor.

Das zweite Manöver dauerte weitere zweieinhalb Monate und da die Endorphine bereits im Abbau waren, war das Abwärtsmanöver dieser Parabel schon nicht mehr so erfüllend als der erste. Aber wie es so in der Schwerelosigkeit ist ohne festen Boden unter den Füßen, da verliert und verläuft man sich schon mal und weiß nicht mehr so recht, was eigentlich zu einem gehört und was nicht.

So ein Flug setzt ja bekannter Weise zu mehren Manövern an und so sitze ich drin in diesem eigens von mir konstruierten Raumschiff, um meine außergewöhnlichen Erfahrungen zu machen und an ihnen zu wachsen. Da mein Raumschiff etwas müde wurde mit der Zeit, dauerte der dritte Höhenflug zwar nicht länger, als die ersten beiden, aber es fühlte sich ziemlich schwindelig und zäh an und machte eigentlich schon keine Freude mehr. Aber was will man machen, wenn man festsitzt in der verkapselten Raumsphäre. Da hilft nur Augen zu und durch.

Bei der dritten Parabel im September wurde mir endgültig schlecht, ich wollte mich nur noch übergeben und endlich raus aus diesem Ding, in dem ich mich zwischenzeitlich versklavt und erniedrigt fühlte. Doch der Mensch, der mit mir dieses Raumschiff bestieg, sagte nur „mitgefangen, mitgehangen, und schließlich war es doch deine Idee, meine liebste Moraya“.

Da wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass ich eigentlich eine ganz andere Idee hatte und man mich und meine Worte offensichtlich missverstanden haben könnte. „Problem erkannt, Gefahr gebannt“, dachte ich mir und wollte mich nun besonders stark anstrengen, um das nächste Manöver wieder zu einem Fest der Sinne werden zu lassen. Allerdings unterschätze ich dabei, dass zum Gelingen eines partnerschaftlichen Projektes zwei Menschen gehören. Und wenn einer davon zwar sagt, dass er will, aber nicht danach handelt, dann versucht die andere Hälfte, die ganze Arbeit alleine zu machen. Was ehrlich gesagt nicht wirklich erfolgsvorsprechend ist. Das stellte ich jedoch erst viel später fest.

Nichtsdestotrotz, man wächst mit seinen Aufgaben, also schraubte ich mit all meinen mir zur Verfügung stehenden Möglichkeiten an der Raumkapsel herum, damit wir ohne Bauchschmerzen und Sorgen diesen Parabelflug verlassen können und mit sicherem Boden unter den Füßen anfangen können, dass durch den Flug und die Schwerelosigkeit in uns Aufgewühlte und sich nicht mehr am stimmigen Platz Befindliche zu sortieren und einen neuen Platz dafür zu finden.

Mein Ziel war die sichere Landung auf dem Boden. Und wie es so ist, wenn der Pilot nicht mehr mit dem Co-Piloten spricht: Es geht etwas schief. Und so kam es, dass mein kleines Moraya-Raumschiff, welches mit der Mission zu lieben und geliebt zu werden gestartet war, eine Bruchlandung hinlegte, die seinesgleichen suchte.

Bis zu diesem Punkt war ein Jahr vergangen, in dem ich meine Lebensfreude verlor. Danach wurde mir bewusst, dass ich durch diesen Crash auch meinen Lebenssinn verloren habe. Dieser bestand darin, neues Leben in diese Welt zu bringen. Nicht durch meine Projekte, nein. In diesem einen speziellen Fall durch ein Kind, welches laut Absprache eigentlich während des dritten Parabelmanövers auch gezeugt werden sollte.

(Achtung, Ironie:)
Gezeugt wurde es auch, allerdings schon während des zweiten Manövers, als sich der Co-Pilot eine 10-tägige Auszeit nahm. Herangewachsen ist es somit leider nicht in meinem Bauch, sondern im Bauch einer Frau, die mir immerhin sehr ähnlich sein soll. Wer hält es für möglich! Was für ein schöner und tröstlicher Gedanke.
(Ironie Ende!)

So verbrachte ich die ersten Monate des Jahres 2017 in einem nicht glückseligen Zustand, ich war unendlich traurig und wütend und wusste nicht, wo ich als Erstes anfangen sollte, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Hinzu kam noch die existenzielle Sorge, da mir klar war, dass ich ab spätestens Ende des Jahres 2017 nicht mehr mit meiner Tantramassage-Praxis arbeiten werde. Der Plan war das Kind und die Schließung der Praxis. Soweit so gut bzw. gar nichts war mehr gut.

Nun stand ich also da mit diesem Schwermut ums Herz und einer schwindenden existenziellen Versorgung und wusste, dass ich mich dringlichst um etwas Neues kümmern musste. Also machte ich zunächst meine Zertifizierung als Gesundheitspraktikerin und baute meine Termine für Workshops und Gruppen aus.

Und weil das Ganze offensichtlich noch nicht schlimm genug war, musste ich einen weiteren Schlag ins Gesicht verkraften. Im Juni 2017 erhielt ich die Diagnose Borreliose mit Verdacht auf eine Multiple Sklerose. Ich fühlte mich bereits das ganze Jahr müde, matt und abgeschlagen, meine linke Körperseite wurde reizunempflindlicher und zeigte manchmal Lähmungserscheinungen, und mein Kopf war oft tagelang nicht mehr in der Lage, klar zu denken. Ich wusste nicht mehr ob ich gerade stehe oder krumm, es gab keinen Halt, nichts Aufrechtes mehr in mir.

Ich dachte und habe es mir wohl auch eingeredet, dass es die rein psychische Belastung ist, die mir hier so sehr zusetzt und habe einfach nur auf dieser Ebene an und mit mir gearbeitet. An diesem Punkt in meinem Leben angekommen, verlor ich dann auch noch meinen Lebensmut und formulierte meinen Dreisatz:

Mit dem Mann, den ich liebte, verlor ich in 2016 meine Lebensfreude.
Mit dem Kind, welches ich nicht haben durfte, verlor ich daraufhin meinen Lebenssinn.
Mit der Krankheit in 2017 verlor ich meinen Lebensmut.

Gedanken, dass es jetzt doch einfacher und besser wäre zu sterben, begleiteten mich durch meine Tage. Eine Odyssee von Arztterminen hielt meinen Kopf irgendwie über Wasser. Ich ging weiter, ohne zu wissen, wofür und warum eigentlich noch. Noch einmal schaffe ich das nicht, sagte eine innere Stimme zu mir. Ich war bedürftig wie ein kleines Baby und wünschte mir nichts mehr, als das jemand kommt und mich auf den Arm nimmt und versorgt.

Ich bewegte mich in einem Teufelskreis, ohne einen Ausweg zu sehen. Obwohl ich mich monatelang habe coachen und begleiten lassen durch diese Zeit, empfand ich mich selbst gefangen im Strudel meiner eigenen Umstände. Jedoch immer bewusst darüber, dass ich es bin, die sich diese Umstände aus irgendwelchen Gründen manifestiert hat. Und diesen Gründen war ich mit einer Gefolgschaft der besten Ärzte und Coaches auf der Spur.

Ich kam an den Punkt, wo mir bewusst wurde, dass ich irgendeine Entscheidung, eigentlich egal welche, treffen muss. Diese würde mich aus diesem Teufelskreis hinausbefördern, um dann, erst einmal draußen, weitere Schritte gehen zu können. Und ich wusste, es gibt kein Richtig und kein Falsch und mein Herz und mein Gefühl werden mein Kompass sein.

Ich startete damit, nach neuem Wohnraum und Arbeitsraum zu schauen. Auf der Suche durchforstete ich sämtliche Internetforen und fuhr von Bad Schwartau aus in alle Richtungen, um etwas Geeignetes zu finden. Doch es war ganz oft so, dass ich zwar rational sagen konnte, das ist ein schönes Haus, die Lage wäre ideal und die Raumaufteilung würde gut passen, aber mein Körper und mein Gefühl gaben null Reaktionen dazu.

Ohne diese Unterstützung konnte und wollte ich jedoch keinen neuen Vertrag unterzeichnen. Dann kam der 19.9. und ich schaute mir eine Wohnung am Timmendorfer Strand an und erhielt beim Gehen durch die Räume ein so übermächtiges, sich wohlig anfühlendes Körperempfinden, dass ich sofort wusste, „das soll es also sein“. Rein rational war es nicht zu den vorher gut überlegten Kriterien passend. Doch mein Herz oder / und meine Seele hatten sich längst entschieden!

Ich weiß, man liest von diesen Dingen immer wieder. Sie aber ganz bewusst wahrzunehmen, ist ein großes Geschenk und ich bin sehr dankbar dafür. Ich konnte es in jeder Körperzelle spüren, dass hier eine Entscheidung getroffen wurde, bevor ich sie wahrnehmen konnte und in dem Moment, als ich es wahrnahm, war der Verstand noch weit davon entfernt, sich dafür zu entscheiden. Wenn ich das jetzt so schreibe, komme ich mir vor, wie in einem Zeitticker, der dies nochmal vor meinem inneren Auge abspielen lässt.

Und dennoch, es blieb auch nach „einer Nacht darüber schlafen“ kein Zweifel: Dieses Domizil sollte es werden! Es wurde jedoch auch schnell klar, dass das nur eine reine Privatadresse werden konnte, die mir keinerlei Möglichkeit bot, auch dort zu arbeiten (und das war wiederum das Hauptkriterium für etwas Neues gewesen). Zweifel kamen und raubten mir den Schlaf. Mein Verstand versuchte, mit allen Mitteln gegen diese Herzentscheidung anzugehen.

Das waren furchtbare Tage zwischen meinem innerlichen Ja zur Wohnung und der Vertragsunterzeichnung. Meine Gedanken haben mich regelrecht gequält und in die Zange genommen. Und immer wieder habe ich in meinen Körper gespürt und dort einen ganz ruhigen, mir Zuversicht spendenden Raum entdeckt. Ein Fels in der Brandung inmitten meines aufgewühlten Seins.

Auf dieses Körpergefühl habe ich vertraut, den neuen Vertrag unterzeichnet und den alten gekündigt. Nun werde ich Mitte Dezember umziehen und der Rest befindet sich aktuell im sich neu sortierenden, kreativen Space. Ich bin mir sicher, dass sich alles zu meinem Besten entwickeln wird. Trotz des Widerstandes meines Egos habe ich mich für mein Gefühl und mein Herz entschieden.

Es fühlt sich an wie der Sprung in eiskaltes Ostsee-Wasser und diese Kälte aktiviert und mobilisiert meine Lebensgeister. Und es ist allemal besser, ein wenig zu strampeln, als den Wahnsinn des Teufelskreises weiter bewusst am Leben zu erhalten, indem ich mich mit ihm gedreht hätte.

Und nun wird alles erneuert auf einen Schlag binnen drei Monaten:

Neues Business
Neue Wohnung – neuer Wohlfühl-Wohnort mit einem geeigneten Kinderzimmer für den noch unerfüllten Kinderwunsch
Neue Zukunft
Neuer Lebensmut
Neuer Lebenssinn
Neue Lebensfreude

Nachtrag von Mitte November:

Es kommen Tage, an denen mein Ego mich fragt, ob ich eigentlich „noch alle Tassen im Schrank habe“ und was ich eigentlich getan habe. Ob mir bewusst wäre, dass ich seine und meine Existenz gefährden würde. Das sind Tage, die schwer zu ertragen sind und die an meinem Vertrauen und dem intensiven „ich habe die richtige Entscheidung getroffen-Gefühl“ nagen, wie das Salzwasser an den Bohlen am Strand.

Und dann folgen sie wieder, die Tage voller Vertrauen und der Zuversicht, dass ich meinem Herzen gefolgt bin und das ich von einer unsichtbaren Hand geführt werde, die mich leitet, auch durch die Dunkelheit, solange ich nur meinem Herzen vertraue und ihm folge ohne WENN und ABER. Es kommt in Wellen, mal Widerstand, dann das pure Akzeptieren und manchmal irgendwas dazwischen. Ich lerne immer besser, diese Wellen zu surfen ohne ihnen zu viel Wert beizumessen.

Solange ich mit meinem Ego identifiziert bin und glaube, es sei ich, wird es gruselig und auch körperlich. Da wache ich schweißgebadet mitten in der Nacht auf, meine Gedanken drehen sich im Kreis. Das Ego fürchtet um sein Leben. Mit der Bewusstheit, dass nur mein Ego dafür verantwortlich ist und ich viel mehr bin als das und mit etwas in Verbindung stehe, was das Ego nicht begreifen kann, kehrt dann Ruhe und Stille in mir ein. Das Ego ist mein Freund, ich möchte Hand in Hand mit ihm gehen, es nicht loswerden. Es soll auf mich und mein Herz hören und uns nicht mehr kontrollieren. Dafür braucht es den Mut, von Zeit zu Zeit ins kalte Wasser zu springen.

In jedem Chaos steckt auch ein Neuanfang, solange wir bereit sind loszulassen und nicht an Altem und Vergangenem festzuhalten. Und in jedem Schmerz, in jeder schlimmen Erfahrung bieten sich uns Momente der Transformation, wenn wir bereit sind, sie uns anzusehen und mit Bewusstheit uns eingestehen, dass das, was im Außen geschieht, mehr mit uns selbst zu tun hat, als mit denen, auf die wir es gerne projizieren.

Mit diesem Erfahrungsbericht möchte ich Mut machen für die kleinen großen Schritte im Leben, zu denen uns unser Leben auffordert und in denen es darum geht, die begrenzenden Mauern unseres Verstandes zu durchbrechen.

Es gibt keine falsche Entscheidung. Jede Entscheidung ist besser als eine, die wir nicht treffen!

In diesem Sinne,

Ahó