Schon seit vielen Jahren trage ich wieder stolz und voller Überzeugung Haare auf meinem Venushügel. Das war nicht immer so. Viele Jahre vor meiner sexuellen Bewusstwerdung folgte ich unbewusst dem, was ich am FKK-Strand, im Schwimmbad, in der Sauna, in Zeitschriften und Pornos zu Gesicht bekam. Einen blitzeblank rasierten Intimbereich.
Erst mit der intensiven Auseinandersetzung wurde mir klar, dass ich einer Illusion aufgegessen war. Ich hinterfragte zunächst die Natur in ihrem Streben, uns dort mit Haaren auszustatten und fand auch spirituelle Antworten darauf, warum Mutter Natur uns Haare an diesen Stellen schenkte. Sowie auch unsere Nägel, wachsen sie nicht ohne Grund. Im Falle der Haare dienen uns diese für die Resonanz mit dem Unsichtbaren, sie sind Antennen für unsere Intuition.
Dies wiederum kam mir mehr und mehr erst so richtig tief ins Bewusstsein, nachdem ich die Haare wachsen ließ und einige Zeit verstrichen ist und sie ihre Aufgabe der Informationsübermittlung wieder aufgenommen hatten.
Rein rational hätte ich das vorher nicht verstanden und vermutlich würde ich auch fragend in Ihr Gesicht schauen, wenn sie mir gegenüberstünden und dies erzählen würden. Es geht mir hier um einen Paradigmenwechsel und ich möchte nicht, dass sie mir einfach Glauben schenken. Nein, probieren Sie es einfach aus und machen Sie Ihre eigenen Erfahrung damit.
Ich ließ mir meine Haare also einige Zeit lang wachsen und korrigierte mir nur noch die Bikinizone und von Zeit zu Zeit die Länge der Haare, sodass es sich für mich stimmig anfühlte und ich auch wieder das Gefühl hatte, das meine äußere Yoni Schutz durch die Haare erfährt und nicht dieser ständigen Überreizung ausgesetzt ist.
Am 31.05.2018 war es dann soweit: Ich musste mir für ein Projekt, zu dem ich mich angemeldet hatte und an dem ich unbedingt teilnehmen wollte, den Intimbereich komplett rasieren.
Im Hinblick darauf, dass ich das nur einmalig in meinem Leben tun werde, nämlich einen Gipsabdruck von meinem Genital machen zu lassen, fiel es mir zwar schwer, aber der Wunsch nach einem persönlichen Abdruck überwog und ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass die Haare ja wieder nachwachsen würden.
Als die Haare weg waren, fand ich es erst einmal spannend, nach langer Zeit meine nackte Haut zu sehen, die Wölbung, die Rundung, die Furchen genauer anschauen zu können als ich es vorher konnte. Ich schaute es mir eine ganze Weile lang ziemlich genau an. Das Gefühl dazu, also zu dem, was ich ohne die Haare körperlich fühlte, war kein wirklich gutes. Deshalb fing ich an, zu forschen und dem Ganzen auf den Grund zu gehen.
Es war, als würde die Tatsache untenrum wie ein kleines Mädchen auszusehen, im direkten Zusammenhang mit einem mich körperlich und geistig beeinflussenden Phänomen stehen. Das Gefühl, eine weibliche, sexuell befreite und autonome Frau zu sein, war wie weggeblasen. Wie konnte das bloß sein? Ich versuchte über die Meta-Ebene (Beobachter / Vogelperspektive) die Betrachtung aus systemischer Sicht.
Wofür steht mein rasierter Intimbereich und warum hat es einen so starken Einfluss auf mein Denken und Fühlen und – würde mir jetzt in diesem Moment ein Mann gegenüber stehen – vermutlich auch auf mein Handeln?
Es ließ mich nicht mehr los und es war mir schnell klar, dass ich darüber auch schreiben und berichten möchte. Ich erinnerte mich an frühere Zeiten als ich sexuelle Kontakte mit Männern hatte ohne Haare zwischen den Beinen. Es war eine Zeit, in der ich oft meine Selbstverantwortung und Selbstfürsorge über mein Genital bei meinem Gegenüber abgegeben habe. Ich glaubte, er wüsste schon, wo es lang geht und vor allem wie es geht, schließlich beschäftigen sich Männer mehr mit Sex als Frauen, so mein damaliger Glaube.
Heute weiß ich, wie naiv das gewesen ist und habe mir dies vergeben, weil ich es seinerzeit einfach nicht besser wusste. Es war ein weiter Weg von der sich ausnutzen lassenden Frau zur Heilung über die Vergebung auf beiden Seiten hin zu einer autonomen Frau, die heute sagt, was sie sich wünscht und in gutem Kontakt mit ihrem Intimbereich steht und nichts mehr einfach tun lässt.
Ein weiterer erwähnenswerter Aspekt ist, dass sich über den Weg der Heilung meiner Yoni sie in ihrer Empfindsamkeit und im Spüren sehr sensibel geworden ist. Ich habe es immer sehr genossen, wenn z. B. am FKK-Strand ein sanfter Wind durch meine Haare streifte. Umso unangenehmer war es nun, den Kontakt mit dem Wind direkt an meiner Haut zu spüren und meinen Venuslippen, die sich schmerzlich zurückzogen und ich eine deutliche Muskelkontraktion im gesamten Körper wahrnehmen konnte.
Das Unangenehme setzte sich weiter fort, denn auch der Kontakt zur Unterwäsche, die nun ja direkten Hautkontakt bekam und auch mit dem Inneren meiner Yoni in Kontakt kam, sorgte für reichlich Hautirritationen. Das fühlte sich insgesamt sehr unangenehm für mich an. Auch das Duschen und der direkte Wasserkontakt auf der blank rasierten Haut machte mir zu schaffen. Ich war ständig am Zucken und Zusammenziehen und fühlte mich unwohl. Ein Gefühl von Scham bahnte sich mehr und mehr seinen Weg.
Da war es also wieder, ein längst transformiert geglaubtes Gefühl von Scham. Wo kommt es bloß her? Und in welchem Zusammenhang steht es mit meiner blanken Yoni? Dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen. Durch den Anblick und das Gefühl fühle ich mich also zurückversetzt in meine Kindheit, in der ich noch keinen Kontakt zu meinem Becken hatte und aufgrund mangelnder Aufklärung und Vorbilder man „das da unten“ besser nicht berührte, auch nicht darüber sprach und es, wenn überhaupt, dann als etwas Schmutziges und Schlechtes verstand.
Mit dieser kindlichen Vorgeschichte fing ich dann irgendwann an „irgendwas mit mir und ihr machen zu lassen“, was ich heute definitiv nicht mehr zulassen würde. Und ich vermute, ich bin nicht die einzige mit so einer Geschichte. Von einigen Klientinnen und Frauen, die mit mir den Weg der tantrischen Heilung gegangen sind, weiß ich, welchem Schmerz wir uns gestellt haben, dieser Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Wir haben uns benutzen lassen. Unseren heiligen Tempel verraten. Uns selbst und unser Geschlecht zum Objekt gemacht.
Es sind Tränen der Heilung und Vergebung geflossen und wir wurden klarer und tiefer, mit dem was für uns geht und was eben nicht. Heute halten wir uns ganz bewusst von einer Sorte Mann fern, denen es nicht gelingt, liebevoll und achtsam zu sein und die leider durch den Kontakt zu Frauen mit dem gleichen Verhalten einen Umgang mit Yonis entwickeln, der nichts anderes zulässt.
Ich liege gerade am Strand, während ich diese Zeilen schreibe und genieße den Wind auf der Haut, der mich sanft streichelt. Die Beine kneife ich zusammen, denn die Haare sind noch immer zu kurz oder ich bedecke mich mit einem Tuch. Ich freue mich sehr auf das hoffentlich schnelle Wachstum meiner Haare, um mich wieder als heile und ganz selbstbestimmte Frau zu fühlen. Im Kopf kreisen schon Gedanken für einen weiteren Blog-Artikel. Durch die massive Freilegung durch Rasur des Intimbereiches stehen „Schönheitskorrekturen“ Tür und Fenster weit offen. Seit geraumer Zeit beobachte ich die steigenden Zahlen dieser Operationen.
Frauen wollen alle nur noch gleich aussehen, einem Ideal entsprechend, dabei besitzen Yonis so eine wunderschöne Vielfalt, auf die ein Freund von mir mit „I show flag“ aufmerksam macht. Klicken Sie doch einfach mal rein und lassen Sie sich von dieser Schönheit inspirieren und faszinieren.
Schön geschrieben! Ich habe nur einmal meinen Intimbereich rasiert und fand das sehr irritierend. Vorher habe ich mich immer gesträubt zu rasieren, doch dann dachte ich, ich müsste es doch wenigstens mal ausprobieren. Na, das hab‘ ich jetzt zumindest ;).
Ein sehr schön geschriebener Text. Vielen Dank dafür. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit diesem Thema und habe nun einen wertvollen Impuls erhalten, dem ich nun nachgehen werde. Ich rasiere mich jeden Morgen im Intimbereich und werde nun einfach mal wieder die Haare wachsen lassen. Mal schauen, wie sich das dann anfühlen wird. 🙂
Mir kommen die „dümmsten“ Gedanken entweder unter der Dusche oder beim Auto fahren. Da bin ich auch das erste Mal auf das Thema Haarentfernung in der Intimzone gestossen. Zunächst natürlich mir dem Gedanken, das sowas kein Mann macht. Zum Glück habe ich es aber irgendwann einmal ausprobiert. Seitdem nie wieder mit
Natürlichkeit ist doch in allen Bereichen etwas herrlich schönes …
Meint mit Gruß
Herbert
Sehr schöner Text!
Leider sind heutzutage wohl nur die wenigsten Frauen so mutig sich dem von der Rasierindustire propagierten Verhalten entgegenzustellen. Mal Ganz von der ständig durch Rasur und Waxing gereizten Haut abgesehen sieht es doch einfach nur unreif aus. Für mich gibt es nicht schöneres und verführerisches als einen kuscheligen Busch der zum Schmusen einlädt. Aber alles was kein Geld bringt, Natur und Natürlichkeit, wird zerstört und abgeschafft…
Du bist eine klasse Frau, weiter so!
Danke für den Text! Gerade kürzlich erzählte mir eine Klientin, Ausfluss zu haben, wenn sie rasiert ist. Es fehlte ihr aber der Mut zum Haare wachsen lassen, speziell dem neuen Partner gegenüber aber auch in der Sauna usw. kam dann die Unsicherheit. Es ist wichtig, zu sich zu stehen und für sich und gemeinsam mit dem/r Partner/in ein wenig zu forschen finde ich einen schönen Weg.
Hast du die gleichen Empfindungen auch bei den Achselhaaren, auf den Beinen und Armen?
An den Armen habe ich mich nie rasiert lieber Thomas, sodass ich dazu nichts sagen kann. ich finde es aber sehr irritierend am Arm und Oberkörper rasierte Männer zu berühren, weil ich die dort schnell entstehende Reizung unangenehm finde. An den Beinen und Achseln bin ich nicht so sensibel, wie im Genitalbereich, dort finde ich es zwar auch schön, wenn der Wind durch die Haare streift, aber es ist dort nicht unangenehm, wenn die Haare entfernt sind.
Schön geschrieben. Ich trage schon seit langem wieder mein Haar“ lang“. Mir geht es genauso, ich fühle mich so viel weiblicher und sinnlicher. Nun mein Mann wollte einmal wieder das Erlebnis der glatten Haut und es ist interessant, wie sich damit wirklich das Verhalten und Gefühl verändert.
Ich freue mich jetzt schonwieder , wenn es noch etwas mehr wächst, aber das tut es ja Gott sei Dank recht schnell.
Es freut mich zu lesen, dass ich nicht allein so fühle.